Geschichtliches zur Gründung der BDP Chur
Ende des 19. anfangs des 20. Jahrhunderts bestand die Parteienlandschaft Graubünden weitgehend aus den Vorläufern der heutigen FDP und der CVP, wobei letztere damals wie heute weitgehend religiös geprägt war. Innerhalb des Vorläufers der FDP bestanden der erhaltende, wirtschaftsfreundliche Flügel und ein aus jüngeren Mitgliedern gebildeter progressiver Flügel. Nachdem der progressive Flügel der FDP innerhalb der Partei keinen Einfluss erhielt, spaltete sich dieser ab und gründete die Demokratische Partei Graubünden. Diese vertrat für die damalige Zeit progressive Ansichten und erreichte eine erhebliche politische Stärke in den 30-iger und 40-iger Jahren, die sie nie mehr abgeben sollte. Da die der Demokratischen Partei angehörenden Bundesparlamentarier in keiner Fraktion eingebunden waren, konnten sie ihr politisches Gewicht nur ungenügend in Bern ausspielen. Deshalb reifte in den 60-iger Jahren des 20. Jahrhunderts die Erkenntnis, dass auf nationaler Ebene ein Anschluss gefunden werden sollte. Daraus entstand die schweizerische Volkspartei (SVP), die aus kantonalen demokratischen Parteien und dem BGB gebildet wurde. Dieser Zusammenschluss hatte auf nationaler und kantonaler Ebene Erfolg. Mit der Zeit setzte sich aber eine insbesondere durch die Kantonalpartei Zürich geprägte Linie durch, die sich immer mehr vom toleranten, zielorientierten Gedankengut der Bündner SVP entfernte und immer wieder zu Spannungen innerhalb der SVP Schweiz führte. Diese Spannung eskalierte im November 2007, als die Bundesversammlung bei der Wiederwahl des Gesamtbundesrates anstelle des Zürcher SVP-Vertreters Blocher die Bündnerin Eveline Widmer-Schlumpf wählte. Daraufhin verlangte die SVP Schweiz, dass die SVP Graubünden Eveline Widmer-Schlumpf aus der Partei ausschliesse, was die Bündner verweigerten, da nach ihrer Ansicht und aufgrund ihrer Statuten ein solcher Ausschluss rechtswidrig gewesen wäre. Die mit der Forderung verbundene Drohung der SVP Schweiz die SVP Graubünden als Gesamtpartei auszuschliessen, sofern ihren Wünschen nicht gefolgt würde, wurde im Juni 2008 wahrgemacht. Dies zwang die Bündnerpartei zum Namenwechsel. Aufgrund dieser Vorkommnisse fanden Parteineugründungen von SVP-lern auch im Kanton Bern und im Kanton Glarus statt. Diese beiden neuen Parteien wollen zusammen mit der ehemaligen SVP Graubünden eine nationale Partei gründen und gemeinsam unter dem Namen Bürgerlich Demokratische Partei (BDP) auftreten. Die Gründung dieser nationalen Partei soll im Herbst 2008 stattfinden.
Innerkantonal führte dieser Rausschmiss der kantonalen Partei zu erheblichem Aufruhr. Obwohl sämtliche Bündner Bezirks-, Kreis- und Ortsparteien als „Töchter“ der Bündner Mutterpartei organisiert waren, führte nun jede derselben eine Abstimmung über den Verbleib bei ihrer Mutterpartei oder den Übertritt zur inzwischen neugegründeten SVP Graubünden. In Chur fand diese ausserordentliche Generalversammlung am 21. August 2008 statt. Bei 106 anwesenden stimmberechtigten Parteimitgliedern stimmten 57 Parteimitglieder für den Übertritt zur neuen SVP Graubünden, 47 für den Verbleib bei der alten Mutterpartei unter dem neuen Namen BDP, unter 2 Stimmenthaltungen. Bereits am darauffolgenden Mittwoch, dem 27. August 2008, fand im Hotel Drei König in Chur die Gründungsversammlung der neuen Kreispartei Chur der BDP statt. Rund 50 Anwesende wohnten diesem Akt aktiv bei. Die meisten der Anwesenden waren ehemalige Mitglieder SVP Chur. Aber bereits die Querelen anlässlich der Bundesratswahl und des Rausschmisses der SVP Graubünden durch die SVP Schweiz führten zu Neueintritten von bisher parteiunabhängigen Einwohnern des Kantons bei der BDP Graubünden, die automatisch Mitglied der Kreispartei Chur sind, soweit sie in diesem Kreis wohnen. Damit kann objektiv von einem erfolgreichen Start der neuen BDP Chur gesprochen werden.